Textauszug  von „MIDSUMMER - EINE SOMMERNACHT“

Bühnenaufführungsrechte:  Rowohlt Theater Verlag

ZWEI

Es ist Mittsommer

In Edinburgh.

Es regnet

Und zwei Leute haben Sex -

Bob und Helena.

Sie haben sich gerade erst kennengelernt

Vor ein paar Stunden in einer Kneipe.

Man könnte es Kneipe nennen, aber es war eher eine Wein-Bar-

So eine Kellerbar, Eine Brasserie.

Wo Anwälte hingehen.

Helena wartet auf einen Mann - sie sitzt an einem Ecktisch - trägt ein schlichtes, aber elegantes schwarzes Kleid - stochert in einem ansonsten unberührten Avocadosalat herum­ trinkt ein Glas vierzig Pfund teuren neuseeländischen Sauvignon Blanc - sieht zu, wie es regnet-

Denkt an das Geheimnis, das sie nicht mal sich selbst verraten kann -

Sieht zu, wie es regnet und regnet und regnet, als würde es nie wieder aufhören

Wird es übrigens auch nicht -

Kein einziges Mal,

Kein einziges Mal, das ganze Wochenende.

Einundzwanzig Uhr siebzehn.

(Piep.) Helena kriegt eine SMS - sie schaut etwa zwanzig Sekunden in das verspiegelte Rund des Weinkühlers, wendet den Kopf dann den Gästen in der Bar zu und nimmt Blickkontakt auf mit-

Bob.

Bob ist geschäftlich hier, worüber wir nicht weiter reden können, weil die Sache streng genommen illegal ist.

Eigentlich ist sie illegal.

Bob wartet, weil er die Schlüssel zu einem gestohlenen Wagen abholen soll. Bob hasst Warterei, er hasst diesen Laden und die ganzen Anwaltstypen, die bei vierzig Pfund teuren Weinen in Salaten stochern und überhaupt so in der Gegend herumanwalten-

Helena ist Anwältin- Spezialgebiet Scheidungen.

Bob ist geschieden- war bitter- doch dazu kommen wir später. Vorerst sitzt da also Bob­ allein an der Bar - Schwarzbier vor sich- schwarze Gedanken im Kopf- und liest in einer feuchten Taschenbuchausgabe von Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch - zur Aufheiterung.

Als Helena Bob ansieht,

Völlig verspannt - feindselige Ausstrahlung

Denkt sie - "Perfekt."